Welpen

Sie haben sich für einen Welpen entschieden – ein kleiner Leitfaden Sie möchten Ihr Leben mit einem Hundewelpen teilen. Dazu herzlichen Glückwunsch, denn das ist ein unbeschreibliches Erlebnis. Auf Sie kommt mit Ihrem Hundekind eine ganze Menge Arbeit zu, die aber zu großen Teilen auch sehr viel Spaß macht. Seien Sie sich aber darüber im Klaren, dass ein Hundebaby dieselbe Entwicklung durchmacht, wie ein Menschenbaby – von der Babyzeit über die Trotzphase bis hin zur Pubertät. Im Folgenden möchten wir Sie auf einige Stolperfallen hinweisen: Überlegen Sie sich im Vorfeld, welche Regeln in Ihrem Haushalt gelten sollen. Diese gelten dann vom ersten bis zum letzten Tag. Es gibt keine sinnvolle Begründung, ob Ihr Hund auf die Couch oder ins Bett darf oder nicht. Das entscheiden alleine Sie. Nur wird Ihr Hund nicht verstehen, warum er als kuscheliger Welpe immer auf Ihren Schoß liegen durfte, es nun aber als 50 Kilo Hund nicht mehr darf. Dasselbe gilt für das Betreten von diversen Räumen, Füttern am Tisch usw. usw. Viele Hundebesitzer haben das Gefühl, ihre Hunde nicht richtig auszulasten. Leider ist heutzutage oft das Gegenteil der Fall: Unsere Hunde werden systematisch überlastet. Ein Hund schläft und döst bis zu 18 Stunden am Tag. Dies benötigt er, um Gelerntes und Erlebtes zu verarbeiten und um Stress abzubauen. Schläft der Hund zu wenig, dreht er mit der Zeit immer mehr auf, was oft damit verwechselt wird, dass der Hund nicht ausgelastet ist. Also wird er noch mehr beschäftigt und gerät in ein noch höheres Stresslevel. Gerade Welpen kennen oft ihre Grenzen nicht. Da ist es die Aufgabe des Besitzers, dafür zu sorgen, dass der Kleine (besonders bei Spielrunden mit tollen Menschen oder Hunden) ausreichend Ruhephasen einhält. Denn wie bei Kindern gilt auch bei Hunden: Nach „müde kommt „blöd“. Dasselbe Problem tritt beim Gassigehen auf. Ihr Welpe hat noch sehr weiche Gelenke und befindet sich im Wachstum. Daher gilt die Faustregel: pro Lebenswoche eine Minute Gassi gehen (alternativ pro Lebensmonat 5 Minuten). In dieser Zeit sollen keine Strecken abmarschiert werden, sondern geben Sie Ihrem Hund Zeit, die Welt voller neuer Eindrücke zu entdecken. Joggen, Fahrradfahren usw. ist vor dem ersten Lebensjahr Tabu. Nehmen Sie sich lieber 2-3 mal in der Woche Zeit, Ihrem Schützling Dinge zu zeigen, die in seinem Leben regelmäßig auftreten können. Setzen Sie sich mit ihm in die Innenstadt ins Cafe, üben Sie im Einkaufscentrum das Fahrstuhlfahren, beobachten Sie mit ihm das Treiben vor einem Kindergarten usw. Und danach vergessen Sie nicht die Ruhephase, damit Ihr Welpe die ganzen tollen Eindrücke auch verarbeiten kann. Es wird passieren, dass Ihr Welpe etwas kaputt macht oder in die Wohnung piescht. (Zur Stubenreinheit später mehr). Bestrafen Sie Ihren Welpen nicht. Ihr Welpe wird nichts tun, um Sie zu ärgern. Zerbeißt er etwas, dann zahnt er eventuell und hat Zahnschmerzen oder er hatte eventuell Stress, weil er sich einsam fühlte. Und kauen beruhigt. Auch das Gerücht, Ihr Hund hat ein schlechtes Gewissen, weil er weiß, dass er was angestellt hat, stimmt so nicht. Ihr Welpe lernt, dass Sie immer sehr böse sind, wenn diese Tonne mit den leckeren Gerüchen ausgekippt auf dem Boden liegt. Deshalb verkriecht er sich schon einmal. Er weiß aber nicht, dass er sie vor 10 Minuten umgeworfen hat. Stell Ihr Welpe etwas an, gibt es leider nur einen Schuldigen: Sie! Denn Sie haben Ihre Wohnung nicht welpensicher gemacht. Haben Sie einen Welpen im Haus, zieht ein Säugling ein. Das bedeutet, dass Sie die ersten Monate 24 Stunden am Tag für ihn da sein müssen (zum Alleinbleiben später mehr).Sie würden niemals ein 2jähriges Kind unbeaufsichtigt in der Wohnung lassen. Das können Sie bei einem 4 Monate alten Hundekind auch nicht. Bedenken Sie dabei auch, dass ein Welpe auch nachts Kontakt zu seinem Rudel, also zu Ihnen braucht. Wenn möglich, erlauben Sie ihm, im Schlafzimmer zu schlafen (aber denken Sie daran, das gilt dann für immer). Alternativ lassen Sie auf alle Fälle die Schlafzimmertür offen, so dass der Welpe Sie hören und riechen kann. Eine völlige Unsitte ist neuerdings, den Hund nachts in eine Box einzusperren. So hat das Tier keine Möglichkeit auf sich aufmerksam zu machen, wenn es sich mal lösen muss, Durchfall hat oder einfach nur von einem unbekannten Geräusch verängstigt ist. Im schlimmsten Fall wird der Welpe seine Box nicht mehr betreten, weil sie für ihn im wahrsten Sinne des Wortes „ein Ort des Grauens“ ist. Überlegen Sie sich vorher, ob Sie in der Lage sind, diese Ansprüche zu erfüllen. Falls das nicht möglich sein sollte, ist es sinnvoll, sich für ein älteres Tier zu entscheiden, das ebenso glücklich über ein neues Zuhause ist. Doch bedenken Sie dabei, dass besonders Tierschutzhunde aus dem Ausland öfters das Leben im Haus oder in der Stadt auch nicht kennen. Oft haben diese Tiere ihre Kindheit nicht ausleben können und holen diese in einem sicheren Zuhause nach. Beides kann dazu führen, dass für eine gewisse Zeit auch ein älterer Hund Welpenverhalten zeigt. Doch meist sind diese Phasen schneller überwunden. Im Folgenden noch ein paar kleine Tipps, wie Sie wichtige Bereiche trainieren können. Achten Sie dabei bitte darauf, dass Sie gewaltfrei Ihrem Welpen zeigen, was Sie von ihm möchten. Ihr Hund will Sie nicht ärgern, sondern er weiß einfach noch nicht, was Sie von ihm wollen. Trainingsmethoden wie Unterwerfen, Schnauzengriff, beim Sitz und Platz den Hund herunterdrücken, Leinenrucks usw. sind alles Methoden, die auf den alten Dominanzbegriff aufbauen. Dieser ist jedoch wissenschaftlich längst überholt. Wir schlagen unsere Kinder in der Erziehung schon lange nicht mehr. Es wäre schön, wenn diese Einstellung auch bei unseren Hunden übernommen wird: Beißhemmung: Beißhemmung muss Ihr Welpe sowohl im Umgang mit anderen Hunden als auch im Umgang mit Menschen lernen. Welpen, die mit ihren Geschwistern aufwachsen konnten und viel Umgang mit anderen Hunden haben, lernen schnell, dass das schönste Spiel vorbei ist, wenn man zu stark zubeißt. Im Umgang mit Menschen muss ein Welpe vor allem lernen, dass Menschen sehr viel empfindlicher sind als Hunde. Besonders intensiv sollte die Beißhemmung gegenüber Menschen bis zum Alter von 5-6 Monaten trainiert werden. Häufig wird empfohlen, den Hund gar nicht mit Händen spielen zu lassen, sondern immer nur mit einem Spielzeug. Das ist nicht unbedingt nötig, denn ein Hund, der eine gute Beißhemmung hat, kann auch mit einer Hand spielen, ohne dem Spielpartner Mensch Schmerzen zuzufügen. Wichtig ist, ob Sie sich für das Spiel mit einem Spielzeug oder ohne entscheiden, dass Sie das Spiel sofort mit einem theatralischen „Au“, hoch und quietschig gesprochen, abbrechen, wenn es zu ruppig wird: sowohl wenn der Welpe Ihre Haut zu stark erwischt hat als auch wenn der Welpe in die Kleidung beißt. Viele Welpen brechen dann von sich aus ab. Bricht Ihr Welpe darauf nicht ab, können Sie einige Abbrüche ausprobieren: - Arme verschränken und aufstehen, den Hund nicht weiter beachten - aus dem Raum gehen und die Tür hinter sich zuziehen (nur wenige Sekunden bis Minuten) - den Welpen in den Flur/seine Box/die Gästetoilette/... bringen und dort ein paar Minuten runterkommen lassen Häufig wird es besonders dann zu heftig, wenn der Welpe schon sehr müde und deswegen überdreht ist. Geben Sie dem Hund eine kurze Auszeit und bringen Sie ihn dann mit einem Kauknochen (kauen beruhigt) auf seine Decke zum Schlafen. Stubenreinheit: Ihr Welpe ist noch wie ein kleines Kind – er kann die Blase und auch den Darmausgang noch nicht bewusst kontrollieren. Der Zeitpunkt, zu dem Ihr Welpe lernt die Ausscheidungen zuverlässig zu kontrollieren, liegt im Allgemeinen zwischen 4 und 6 Monaten, wobei es während der Pubertät zu kurz andauernden Rückschritten kommen kann. Zudem ist in der Zeit der Zahnung häufig ein vorübergehender Rückschritt zu beobachten. Um die Stubenreinheit zu üben, bietet es sich anfangs an, alle zwei Stunden eine kurze Löserunde zu machen. Dies sollte auch nach dem Essen, nach dem Schlafen und nach dem Spielen geschehen. Bald werden Sie auch an den Verhaltensweisen ihres Hundes erkennen können, dass er bald muss. Anzeichen können am Boden schnüffeln, unruhig umherlaufen, sich in eine Ecke verziehen, auf der Stelle drehen oder auch fiepen sein. Nehmen Sie ihren Welpen dann auf den Arm und tragen Sie ihn nach draußen. Etablieren Sie am besten einen Löseort, der sehr schnell erreichbar ist. Dort setzen Sie ihren Hund angeleint ab und warten, bis er sich löst. Jedes Geschäft, welches draußen verrichtet wird, ist ein Grund zur Freude und das soll auch der Welpe mitbekommen. Je nach Welpe bietet sich dafür ruhiges freundliches Loben oder enthusiastisches „Ausflippen“ an, man kann auch gerne ein Leckerchen anbieten oder ein kurzes Spiel starten. Lassen Sie dem Welpen nach dem Erledigen des Geschäfts noch ein paar kurze Minuten Zeit, damit er nicht verknüpft, dass auf das Erledigen des Geschäfts direkt das Nach-Hause-gehen folgt – manche Hunde verkneifen es sich sonst extra, sobald sie die nötige Kontrolle aufbringen können, damit sie noch nicht nach Hause müssen. Sollte doch mal was in die Wohnung gehen, schimpfen Sie Ihren Welpen nicht, denn offenbar haben Sie die Anzeichen nicht richtig gelesen. Erwischen Sie Ihren Welpen in flagranti, können Sie ihn direkt hochheben und zum Löseplatz bringen, macht er dort etwas, gibt es wieder Lob. Sind Sie zu spät und finden erst die Lache, machen Sie sie ohne großes Aufheben weg, am Besten mit einem enzymhaltigen Reiniger, damit alle Gerüche auch für die feine Hundenase verschwinden. Wird ein Welpe geschimpft, kann es vorkommen, dass er in Zukunft besonders abgelegene Ecken aufsuchen wird oder sich im Extremfall auch beim Spaziergang nicht mehr traut, in Ihrer Nähe Wasser zu lassen. Alleinbleiben: Für einen Welpen ist es zunächst sehr schlimm, alleine gelassen zu werden. In der Natur wäre es für ihn das Todesurteil und Sie können ihm leider nicht erklären, dass Sie bald wieder kommen. Steigern Sie das Alleinbleiben deswegen langsam und möglichst stressfrei, damit Ihr Hund später gut damit klar kommt. Beginnen Sie nach wenigen Tagen Eingewöhnungszeit damit, kurz aus dem Raum zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen. Steigern Sie es dann auf wenige Minuten, während Sie zum Beispiel zum Briefkasten gehen oder Müll wegbringen. Der beste Zeitpunkt, das Alleinbleiben zu üben, ist, wenn der Hund müde auf seinem Platz liegt. Gerne kann er auch etwas zu kauen haben. Wenn Sie wiederkommen, beachten Sie Ihren Welpen nicht weiter – es ist etwas ganz Alltägliches, da muss man sich nicht besonders aufregen oder freuen. Um zu sehen, wie schnell oder langsam Sie mit ihrem Welpen vorgehen müssen, können Sie eine Kamera oder ein Tonaufnahmegerät laufen lassen oder ihre Nachbarn fragen. Hören Sie viel Fiepen oder Bellen, so sollten Sie mit ganz kurzen Intervallen weitermachen und den Hund während Ihrer Abwesenheit mit etwas zu kauen ablenken. Besonders gut und ungefährlich sind dafür die mit Futter befüllbaren Spielzeuge von KONG. Mit Nassfutter oder etwas Erdnussbutter bestückt, überzeugen sie auch sehr mäkelige oder gestresste Hunde davon, während der Abwesenheit des Besitzers ein wenig zu naschen. Und Naschen beruhigt. Hören Sie auf den Aufnahmen nichts, so können Sie die Zeiten, in denen Ihr Welpe alleine bleibt, langsam ausbauen. Gehen Sie dennoch weiterhin langsam und behutsam vor. Verhalten bei Besuch: Welches Verhalten Ihr Hund bei Besuch von sich aus zeigen würde, ist stark von der Rasse und dem Charakter ihres Hundes abhängig. Einige Hunde flippen vor Freude aus und würden noch jeden Einbrecher freundlich begrüßen, andere sind zurückhaltend bis skeptisch und die nächsten finden ohnehin jeden, der nicht zur Familie gehört, überflüssig. Die rassetypischen Eigenschaften der wachsamen Hunde entwickeln sich häufig erst nach der Pubertät, bei einigen Hunden sogar erst mit 2-4 Jahren. Unsere Empfehlung ist, dass Sie schon Ihrem Welpen beibringen, beim Klingeln auf seinen Platz zu gehen und dort zu bleiben. Üben Sie am Besten zu zweit, damit einer immer mal ein Leckerchen zum Hund bringen kann. Es geht aber auch alleine. Binden Sie Ihren Hund im Zweifel an seinem Platz fest, wenn Sie allein sind und er noch nicht sicher dort bleibt. Lassen Sie ihren Besuch Platz nehmen und geben Sie dann, wenn er sich beruhigt hat, Ihren Hund zur Begrüßung frei. Ist Ihr Hund ein großer Menschenfreund, auch von der Rasse oder Rassemischung her, und möchten Sie gerne, dass Ihr Hund mit Ihnen an der Tür ist, so sollten Sie ihm zumindest ruhiges Verhalten beibringen. Halten Sie Ihren Hund zunächst an der Leine und lassen Sie ihn nicht zum Besuch gehen. Belohnen Sie, wenn der Hund sitzt oder ruhig steht. Bewährt hat sich auch eine „Sitz-Dose“ - eine Dose mit Leckerchen. Sie bringen Ihrem Hund bei, dass er sich setzen soll, wenn man die Dose in der Hand hält, und geben diese später Ihrem Besuch in die Hand. Sitzt der Hund brav, darf der Besuch ein Leckerchen geben. Damit haben Sie ein ruhigeres und höflicheres Begrüßungsverhalten etabliert. Das gleiche Prinzip funktioniert bei einigen Hunden auch mit dem Lieblingsspielzeug. Viel Spaß, viel Geduld und viel Erfolg bei der Erziehung Ihres Welpen wünscht Ihnen Perros de Catalunya e.V.

Autorin: Maike Vos